Dienstag, 30. November 2010

Vom Netzbürger zum Bürgernetz?

 

Man könnte fast System dahinter vermuten. Nicknameverbot, Kinderpornographie, Netzneutralität, Rundfunkgebühren auf internetfähige Geräte, Rechteverwerter, Jugendschutz und was weiß ich, was noch alles in den Raum geworfen wird. Alles muss reguliert und in unverständliche und abmahnoptimiert schwammig formulierte Gesetze gezwängt werden. Die dann natürlich im ganzen Internet zu gelten haben. Auch der Server in Timbuktu soll am deutschen Wesen genesen. Wird er natürlich nicht. Warum auch? Würde man nun unseren Politikern Sachverstand und zielgerichtetes Denken unterstellen –was ich mir natürlich niemals anmaßen würde- dann könnte man daraus eine wunderbare Verschwörungstheorie stricken: der Aufbau eines Bürgernetzes, eines Internetablegers nur für Deutsche. Natürlich wäre innerhalb von Deutschland auch nur dieses Bürgernetz verfügbar. Freies, internationales Internet das ist ja wie Westfernsehe. Feindsender, vor denen der Deutsche Michel ( Huch, das bin ja ich? ) geschützt werden muss.

Ich kann es schon bildlich vor mir sehen. Irgendwo, vielleicht im alten Bunker bei Ahrweiler, stellt man ein paar Server auf. Eingeloggt wird über die Personalausweisnummer, als Passwort wird ein Fingerabdruck gescannt. Man muss ja immer genau zuordnen können, wer da worauf zugreift und was er wo schreibt. Natürlich gäbe es auch weiterhin all die Annehmlichkeiten, die wir vom normalen Internet her kennen. Nur etwas anders. Aus Youtube würde man den Videostadl machen, der bei jedem Klick automatisch eine angemessene Gebühr vom Konto des Nutzers an den entsprechenden Rechteverwerter transferiert. Ähnlich würden auch Suchmaschinen funktionieren. Taucht ein urheberrechtlich geschützter Satz in den Suchergebnissen auf, wird prompt etwas Geld abgebucht. Natürlich würde man auch private Webseiten und Blogs betreiben können. Die müsste man dann auf dem Rathaus beantragen. Nach Vorlage eines polizeilichen Führungszeugnisses und etlicher korrekt ausgefüllter Formulare in dreifacher Ausführung bekäme man dann Webspace freigeschaltet, am liebsten mit aussagekräftiger Adresse. http://bn.12345.Musterstadt.Mustergasse.12.Mustermann-Max.Blog/index.php ist doch viel besser als www.musterblog.blog.xy und erspart einem auch gleich das Impressum.

Klingt irgendwo erschreckend. Da kann man direkt froh sein, dass jene, die darüber zu entscheiden haben, sehr wahrscheinlich nicht solche perfiden Pläne verfolgen, sondern schlicht und ergreifend keinerlei Fachkompetenz haben. Und falls es doch mal dazu kommen sollte, ich bin aus dem Schneider.Da ich jetzt das Urheberrecht an diesen Ideen habe, verdiene ich da kräftig mit und kann es mir leisten, dann ins Ausland zu ziehen und dort ein geruhsames und freies Leben zu führen.

Sonntag, 14. November 2010

Mumpitzverbot.

 

Es ist mal wieder so weit. Ein Politiker aus der Generation Kugelschreiber findet das Internet doof. Und prompt findet das Internet ihn doof. Dabei hat der gute Mann völlig recht, wenn er endlich etwas gegen den rechtsfreien Raum im Internet tun will. Wie auf der Straße auch, sollten wir im Internet mit offenem Visier unterwegs sein. Es kann ja nun wirklich nicht angehen, dass wir im Internet Blogeinträge und Forenbeiträge schreiben, ohne dabei mehr als einen selbsterfundenen Nicknamen zu benutzen. Wir sollten schon unseren richtigen Namen benutzen. Wie ich es ja auch tue. Michel Maser. Und da es weltweit nur einen Michel Maser gibt ( von meinen etlichen Namensvettern jetzt mal abgesehen ), kann das auch jeder mir als Person zuordnen. Auf der Straße lasse ich mich ja auch nicht mit einem Spitznamen ansprechen, sondern reagiere nur auf Nennung meines vollen Namens inklusive Adresse und Telefonnummer. Warum sollte das im Internet anders sein? Und wenn ich mit meinen Kumpels in der Kneipe dummes Zeug schwatze oder mich an der Supermarktkasse mit jemandem unterhalte, dann reiche ich auch immer meinen Personalausweis herum. Meine Mitmenschen sollen ja wissen, mit wem sie es zu tun haben. Daher zeichne ich auch alle Gespräche auf und publiziere sie im Internet. Denn es ist ja unfair, wenn man diesen Blogeintrag in einem Monat auch noch lesen kann, selbst von Afrika aus, meine geistreichen Bemerkungen auf dem Weihnachtsmarkt hier im Dorf aber sang- und klanglos untergehen.