Montag, 28. Februar 2011

Und jetzt bin ich verwirrt.

Der Vorteil an einem Rechtsstaat ist ja die Rechtssicherheit. Es gibt keine Willkür und als Bürger kann man so sehr gut abschätzen, ob man sich jetzt strafbar macht, oder ob man sich im Rahmen der Legalität bewegt. Eigentlich. Aber in der Praxis scheint es da Abstufungen und Grauzonen zu geben, die jede Sicherheit mit einem Tritt in den Graben befördern. Besonders wenn es um Marken- und Urheberrecht geht, scheint da das wilde Chaos zu herrschen. Man kann geistiges Eigentum klauen und es sich schützen lassen, man kann Banalitäten wie Namen oder alltägliche Begriffe schützen lassen. Man kann scheinbar sogar Menschen den Verkauf ihres Eigentums untersagen, wenn es sich dabei um Artikel mit einem geschützten Logo handelt. Daß der Verkäufer selbst diese Artikel ganz regulär bei einem lizensierten Händler erworben hat und jetzt als Gebrauchtware wieder loswerden möchte, stört niemanden. Und man kann Texte klauen und zitieren. Es sei denn natürlich, man tut das auf einer HP oder in einem Blog. Da kann man auch für ein kurzes Zitat samt Angabe des Urhebers eine Abmahnung kassieren. Kopiert man sich allerdings ein Buch zusammen, dann kann man sogar für Auszeichnungen vorgeschlagen werden. Oder Doktor werden. Für eine gewisse Zeit. Das verwirrt mich wirklich. Wer hat Vorfahrt? Der Urheber oder der, der sich das zuerst schützen lässt? Und wieso werden einige bestraft für etwas, was bei anderen als fast schon lobenswertes Lausbubenstück gilt? Logik, Sicherheit und Gleichheit kenne ich anders.

Donnerstag, 10. Februar 2011

Da ist was untergegangen.

In der Berichterstattung um die Verhandlungen über den Hartz IV Regelsatz ging meiner Meinung nach ein wichtiger Streitpunkt unter: Equal Pay für Leiharbeiter. Ich möchte jetzt nicht näher auf die Tatsache eingehen, dass Equal Pay eigentlich eine Unverschämtheit ist. Man erwartet von den Leiharbeitern eine unglaubliche Flexibilität; sie müssen bereit sein, ständig die Firma zu wechseln, sich in kürzester Zeit auf neue Kollegen und Tätigkeiten einstellen und ihr Privatleben völlig den Wünschen ihres Arbeitgebers unterordnen. Dafür haben sie eigentlich mehr als Equal Pay verdient, aber darum geht es nicht. Mir geht es um den Vorschlag der FDP, Leiharbeitern nach 9 Monaten gleichen Lohn für gleiche Arbeit zu zahlen. Nach 9 Monaten. In einer Branche, in er kurzfristige Entlassungen sowieso üblich sind. Glaubt die FDP etwa wirklich, dass dieser Vorschlag jemandem hilft? Eine solche Verpflichtung würde lediglich dazu führen, dass Leiharbeiter nach spätestens 8 Monaten gefeuert werden. Das muss einem doch klar sein, wenn man halbwegs klar denken kann. 

Daraus kann ich eigentlich nur folgendes folgern: wer solche Vorschläge macht, der ist schlicht und ergreifend dumm. Dumm entweder, weil er offensichtlich 1+1 nicht zusammenzählen kann. Oder dumm deswegen, weil er ernsthaft glaubt, wir würden auf solche billigen Augenwischereien hereinfallen.

Montag, 7. Februar 2011

Evolution calling.

Wieder und wieder liest man über "Intelligent Design" und darüber, dass es als Alternative zur Evolutionstheorie an Schulen gelehrt werden sollte. Oder noch besser, anstelle der Evolutionstheorie. Und man grübelt und denkt nach und bemerkt, man hat keine Ahnung, was "Intelligent Design" eigentlich ist. Darum habe ich mir mal die Mühe gemacht und mich mit den Forschungsergebnissen, den Inhalten des "Intelligent Design" und der Argumentation ihrer Befürworter beschäftigt. Da man anscheinend auf eigene Forschungen verzichtet und die dadurch gesparten Gelder lieber in bunte Werbebroschüren steckt, ging das auch relativ flott. Meinen Beobachtungen nach sagt die Idee ( eine Theorie gibt es nicht ) des "Intelligent Design" aus, dass alles von einem intelligenten Designer erschaffen worden sein muss. Dieses "alles" schließt natürlich Designer selbst nicht mit ein. Keine Regel ohne Ausnahme, und sei sie noch so willkürlich. Die Vermutung, dass mit diesem Designer der jeweils präferierte Gott gemeint ist, liegt zumindest nahe.

Freilich muss man eine solche Behauptung auch irgendwie untermauern, und dazu haben sich die Anhänger des "Intelligent Design" zwei Methoden ausgedacht: die falsche Schlussfolgerung aus selektiver Beobachtung und die unlogische Schlussfolgerung aus Nichtwissen. Das klingt komplizierter als es ist, ich möchte diese bei näherer Betrachtung sehr simplen Taktiken mal an einfachen Beispielen verdeutlichen.

1) Die unlogische Schlussfolgerung aus Nichtwissen
Nehmen wir an, wir hätten ein Schlagloch in der Straße. Dieses Schlagloch ist mit Eis gefüllt. Nehmen wir außerdem an, das würde und verblüffen und wir würden nun gerne wissen, wie das Eis denn möglicherweise so passgenau in dieses Schlagloch kam. 
Der Wissenschaftler würde das Eis und das Schlagloch untersuchen. Er würde herausfinden, dass Eis im Grunde nichts anderes als Wasser in festem Zustand ist. Er würde herausfinden, dass Wasser immer nach unten fließt sich Behältnissen unabhängig von deren geometrischer Form anpassen kann. Er würde dann die naheliegende Vermutung äußern, dass flüssiges Wasser in das Schlagloch geflossen und dort gefroren ist.
Der Anhänger des "Intelligent Design" würde dies anders sehen. Er würde selbst keine Forschungen anstellen, aber anmerken, dass der Wissenschaftler keine Angaben darüber machen kann, wieso das Wasser immer nach unten fließt. Aus dieser Position heraus würde er die Aussage des Wissenschaftlers als komplett falsch abtun und eine simple Wahrscheinlichkeitsschätzung anstellen. Die Wahrscheinlichkeit, dass gleichzeitig und am gleichen Ort sowohl ein Schlagloch, als auch ein Eisklotz existieren, die in ihren Formen perfekt ineinander passen, ist gleich Null. Daher muss es einen Intelligenten Eisbildhauer geben, der Eis in Form schnitzt und dann in Schlaglöcher packt.

2) Die falsche Schlussfolgerung aus selektiver Beobachtung
Hier braucht es kein Beispiel, das liefert der Anhänger des "Intelligent Design" selbst. Er stellt nämlich fest, dass alles von jemandem erschaffen wurde. Das kann man beobachten. Oder wachsen Autos von selbst? Entwickeln sich Häuser durch Evolution aus Feldsteinen? Was da auf den ersten Blick ganz logisch klingt, hat nur eine kleine Schwäche: der Anhänger des "Intelligent Design" kann nicht die Standorte der Fabriken nennen, in denen Bäume montiert werden. Oder Katzen. Oder Vulkane, Fjorde, die Spiralarme der Galaxien oder von mir aus auch Regenwolken. Er zieht in seiner Beobachtung selektiv nur künstlich erschaffene Gegenstände heran, die alle exakt eine Gemeinsamkeit haben: sie alle wurden künstlich erschaffen und unterscheiden sich dadurch von dem Objekten, über deren Herkunft wir gerne etwas wissen würden.

Und es gibt immer noch Menschen, die solchen Mumpitz an Schulen gelehrt wissen wollen. Na Mahlzeit.