Donnerstag, 24. Juni 2010

Brot und Spiele.

 

Es funktioniert. Sogar ausgezeichnet. Das alte Prinzip, das Volk mit Brot und Spielen zu sedieren funktioniert immer noch. Sogar so gut, dass man mit etwas Fußball doch eher langweilige Spiele bieten und gleichzeitig eine ersatzlose Abschaffung des Brotes in Angriff nehmen kann. Und das Volk murrt nicht, im Gegenteil. Aus Köpfen, die heute so leer sind wie es morgen die zugehörigen Mägen sein werden, tönt es noch begeistert im Chor. Schland. Juhu.

Da kann die schlechteste Regierung seit Schröder, der nun wirklich Maßstäbe gesetzt hat im “Den Karren mit Schmackes an die Wand fahren” auch fröhlich ihren als ausgewogenes Sparpaket bezeichneten Präsentkorb an die immer cremiger werdende Crème de la Crème durch die Instanzen schummeln. Das kann sie natürlich so oder so, denn unser System basiert ja auf der Aussperrung der Bürger. Die dürfen nur alle paar Jahre wählen, wer dann eine Weile munter und von allen Verbindungen zur Realität losgelöst die Hand auf- und hochhalten kann. Zu Entscheidungen oder wenigstens zur Entscheidungsfindung beitragen, das darf man hier sowieso nur, wenn man entweder Politiker ist, oder Politiker bezahlt.

Mehr als Demonstrationen gäbe es also nicht. Und die würde man ignorieren, notfalls kriminalisieren und mal wieder nach einer Grundgesetzabschaffung ähm Grundgesetzänderung geifern. Endlich Bundeswehr im Inneren, endlich Panzer gegen Penner, Wehrpflichtige gegen Wähler, Artillerie gegen Arbeitslose, Schnellfeuergewehre gegen Streikende. Das wäre wohl der feuchte Traum einiger unserer selbsternannten Volksvertreter. Übrigens, Frau Familienministerin: Sie streichen monatlich knapp 12.000 Euro ( ohne Nebeneinkünfte ) ein. Das ist ziemlich exakt soviel Geld, wie 10 Familienväter zusammen verdienen. In ebenfalls einem Monat, wohlgemerkt. Natürlich auch ohne Nebeneinkünfte, denn die arbeiten meist im Schichtbetrieb, verausgaben sich dabei total und sind nach der Arbeit nicht mehr in der Lage, noch irgendwelche Nebenjobs zu machen. Man würde denen auch schwerlich ein paar Tausender für eine halbstündige Rede in die Tasche stecken. Sie also haben im Monat soviel Geld zu Verfügung, wie die Familien von 10 hart arbeitenden Menschen. Bleibt Ihnen da der Begriff “gerecht” nicht im Hals stecken? Wahrscheinlich nicht. Sollte er aber.

Dienstag, 15. Juni 2010

Wenn das Kicker wären.

 

Gerade geistert mir durch den Kopf was wohl wäre, wenn unsere Traumkoalition ein Fußballverein wäre. Das gäbe direkt Stoff für eine Komödie. Oder eher für eine Groteske. Beginnen würde die Saison wohl damit, dass der neue Trainer die Fans auf den Stehplätzen beschimpft. Weil die Stehplätze ja relativ günstig sind, solche Geschenke dem Pöbel gegenüber erinnern zu sehr an den kostenlosen Eintritt in römischen Arenen. Gleichzeitig senkt er die Preise für Logenplätze, sofern es sich um die Logen der heimischen Autohäuser handelt. Rein zufällig bekam er ein paar Wochen zuvor eine neue Limousine geschenkt. Der Manager des mittlerweile in die 2. Liga abgestiegenen Vereins sagt dazu nichts, der reist durch die Lande und besucht die Manager von anderen Vereinen. Um denen mal zu erklären, wie man einen Verein leitet.

Später ( es wurde noch kein einziges Spiel bestritten ) verschenkt der Verein etliche seiner Spieler an andere Vereine, da denen auch der Abstieg in die 2. Liga droht. Neue Spieler werden eingekauft; die Einkäufe werden über höhere Eintrittspreise finanziert. Natürlich werden nur Steh- und Tribünenplätze teurer, Logenplätze bleiben im Preis gleich. Was den Trainer unglaublich aufregt, denn er wollte die Plätze gerne gratis vergeben. Gleichzeitig verlassen immer wieder Spieler auf eigenen Wunsch den Verein und werden durch alte Schulfreunde des Managers ersetzt. Dass sie völlig unsportliche Kettenraucher sind, juckt niemanden. Bis auf die Fans, die langsam sauer werden. Aber auch hier wird schnell reagiert. Schon Wochen nach den ersten Protesten beleidigt der Trainer die Fans einfach ein wenig, während der Manager selbstzufrieden verkündet, dass es unter den Fans keine Unzufriedenheit gibt. 

Donnerstag, 10. Juni 2010

Am Thema vorbei?

 

Im Zuge der eher halbherzigen bis unfreiwillig komischen Verteidigungen des nicht minder halbherzigen bis unfreiwillig komischen Sparpaketes unserer Regierung ließ sich unsere derzeitige Familienministerin nicht nehmen das, was sie scheinbar für Argumente hielt, auch über das Internet zu verbreiten. Hier kann man die betreffende Aussage zur Streichung des Elterngeldes für Hartz IV Empfänger nachlesen.

Mir stellt sich dabei eine Frage. Da sich unsere Ministerin seither aber nicht mehr ( zumindest nicht mehr auf Twitter ) blicken lässt, muss ich mich das hier fragen.

Wenn man den Vergleich heranzieht zwischen Familien ohne Erwerbseinkommen und Familien mit Erwerbseinkommen und dabei bemerkt, dass Familien mit Erwerbseinkommen zum Teil weniger Geld haben als Familien, die vom Staat mit dem absoluten Minimum versorgt werden. Und wenn man nun feststellt, dass dies wohl nicht gerecht ist. Warum zum Teufel ist man dann dafür, das Minimum noch zu streichen, anstatt endlich mal dafür einzustehen, dem Lohndumping ein Ende zu setzen?

Es ist nicht gerecht. Es ist nicht gerecht und kann niemals gerecht sein, wenn Arbeit so schlecht bezahlt wird, dass man trotz Vollzeitjob unter dem Existenzminimum liegt.

Aber was zum Teufel hat das mit dem Elterngeld zu tun?

Montag, 7. Juni 2010

Und wie weiter, Ihr da oben?


Nachdem Ursula von der Leyen aus dem Rennen ist, bekommen wir dann wohl Wulff oder Gauck. Mir persönlich wäre Gauck zwar deutlich lieber. Er kommt zwar, genau wie unsere derzeitige und hoffentlich bald ehemalige Kanzlerin “von drüben”, war aber kein FDJ-Funktionär für Agitation und Propaganda. Im Gegensatz zu anderen Leuten. Allerdings kann ich auch Wulff etwas abgewinnen. Auf seiner Homepage stand nämlich bis vor ein paar Tagen noch als Begrüßung “Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Internetnutzer.” Das erinnerte mich gleich an Lübke, dem ja der sehr ähnliche Ausspruch “Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Neger” nachgesagt wird. Und Lübke finde ich irgendwie niedlich. Aber unter uns, ein Bundespräsident sollte doch mehr auf dem Kasten haben als drollige Tollpatschigkeit. Also doch lieber Gauck.

Viel spannender ist aber die Frage, wen wir als neuen Bundeskanzler bekommen. Und wann. Denn wie unsere leider immer noch amtierende Kanzlerin sehr richtig bemerkte, wir leben über unsere Verhältnisse. Und um das zu ändern, müssen Änderungen her. Die genau dort ansetzen müssen, wo eine selbsternannte Elite über die Verhältnisse der restlichen Bevölkerung lebt. Sicher, unsere Volksvertreter meinen das anders. In deren realitätsabstinenten Vorstellungen leben die Hartz IV Empfänger über unsere Verhältnisse, während sie bei den Tafeln und dem Roten Kreuz nach Lebensmitteln und Kleidung anstehen. Oder die Leiharbeiter, die trotz Überstunden und Schichtarbeit noch Beihilfe beantragen müssen, um nicht zu verhungern. Tatsächlich müssen wir uns aber genau das sparen, was für die leeren Kassen verantwortlich ist. Politiker, die ihrer wohlhabenden Zielgruppe fröhlich Geschenke machen und sich selbst bei jeder noch so unpassenden Gelegenheit mehr Geld gönnen. Manager, die Schäden in Milliardenhöhe verursachen, den Schaden dann auf den Steuerzahler abwälzen und noch rotzfrech auf dicken Abfindungen bestehen. Firmen, die astronomische Gewinne geschickt am Finanzamt vorbeilavieren, während sie ihre Angestellten entlassen, um sie durch Praktikanten oder Leiharbeiter zu ersetzen. Die immer mehr Leistung für immer weniger Geld fordern, und selbst dieses Geld nicht aus eigener Tasche zahlen, sondern den Steuerzahler für die Hungerlöhne aufkommen lassen. Hier wird über unsere Verhältnisse gelebt. Und das muss endlich aufhören.

Mittwoch, 2. Juni 2010

Damit das mal klar ist.



Mein Bundespräsident beleidigt seine Mitbürger nicht. Er unterstellt seinen Mitmenschen nicht, daß sie zum Teil schwer pädokriminell sind. Nur weil sie im Gegensatz zu ihm eine Gebrauchsanleitung lesen können. Mein Bundespräsident verbreitet auch keine Unwahrheiten über andere Länder, um Stimmung für ein sinnloses Gesetz zu machen. Mein Bundespräsident macht überhaupt keine Stimmung für sinnlose Gesetze. Er setzt sich für sinnvolle, zielführende Gesetze ein. Kinderschänder etwa würde er lieber aufspüren, als sie hinter einem Sichtschutz fröhlich weiterwerkeln zu lassen. Mein Bundespräsident tritt für Meinungs- und Informationsfreiheit ein und legt keine digitalen Tretminen aus, mit denen Bürger kriminalisiert werden. Mein Bundespräsident führt Journalisten keine Kinderpornos vor. Mein Bundespräsident besitzt sowas nicht. Mein Bundespräsident ist als Arbeitsminister nicht schockiert von den seit Jahren bekannten Methoden in der Zeitarbeitsbranche; mein Bundespräsident kennt sich in seinem Verantwortungsbereich aus. Mein Bundespräsident verbessert keine unbeliebten und asozialen Gesetze, indem er sie einfach umtauft.

Mein Bundespräsident ist nicht Ursula von der Leyen. Ende der Durchsage.

Allerdings, es ist egal. Zumindest denen, die das bestimmen. Die werden die Netzindianer einfach weiterhin ignorieren, sie in immer kleinere Reservate zurückdrängen. Der digitale Büffel wird nach und nach verschwinden, bis irgendwann mal die Trommeln zum Grossen Geistertanz von den Keyboards widerhallen und der Unmut der Netzaffinen sich vom Schreibtisch weg, hin auf die Straße verlagert.