Mittwoch, 29. Juli 2009

Du zahlst nur zweimal!

Bisher dachte ich, ich hätte verstanden, worum es bei dieser Sache mit der Miete geht. Man zahlt regelmässig Geld, und im Gegenzug darf man etwas benutzen. Eine Wohnung, ein Auto, egal. Aber scheinbar kann man das nicht pauschalisieren, es gibt hier wohl sehr feine Unterschiede. Die hängen davon ab, was genau gemietet wird. Im Falle eines Autos ist das einfach. Man mietet für 2 Tage ein Auto, um nach Hamburg zu fahren. Da kann man unterwegs die Fenster öffnen, man kann Pausen einlegen, man kann noch jemanden mitnehmen. Alles egal, an der Miete ändert sich nichts. Oder eine Wohnung. Die kann man mieten, und dann rotzfrech nicht bewohnen. Oder Freunde einladen, die auch mal übers Wochenende bleiben. Die Miete bleibt gleich, egal was man macht. Solange man die Wohnung nicht abfackelt, natürlich. Dann zahlt man künftig weniger Miete, da ein ausgebrannter Dachstuhl sicher ein paar Prozente Mietminderung bringt.

Kompliziert wird es aber, wenn man Dauercamper ist. Hier muss man nämlich Miete und Kauf kombinieren. Man kauft einen Wohnwagen und mietet den Platz, auf dem der Wohnwagen steht. Grundsätzlich wäre es ja dann egal, ob man auf diesem Platz tatsächlich auch einen Wohnwagen abstellt oder nicht, ob man den eventuell abgestellten Wohnwagen regelmässig nutzt oder nicht, und ob man ihn alleine oder mit Familie und / oder Freunden nutzt. Grundsätzlich zieht im knallharten Campergewerbe nicht. Man mietet nämlich nicht einfach nur einen Stellplatz, sondern auch eine Personenzahlnutzung. Das ist "logisch", denn 2 Personen nutzen den Platz ja stärker ab als nur 1 Person. Man trampelt den Rasen doppelt so platt, erschreckt die Singvögel doppelt so stark und die Stechmücken haben auch doppelt Arbeit. Bis hierher könnte ich noch sämtliche Augen zudrücken. Man mietet den Platz für 2 Personen, übernachtet man mal mit Freunden dort, müssen die eine kleine Gebühr entrichten. Wirklich begründen kann man das natürlich nicht, denn den Mehrverbrauch an Strom und Wasser zahlt man ja sowieso. Und das nicht zu knapp, bei 0,55€ pro KW/h.

Aber jetzt wird es wirklich grotesk: Frau Beier hat mit ihrem Mann zusammen einen Stellplatz gemietet, dort einen Wohnwagen geparkt und halten sich dort gelegentlich auch mal auf. Um ihren Kindern und Enkeln eine Freude zu machen, laden sie jene ein, auch mal ein Wochenende auf dem Campingplatz zu verbringen. Fröhlich fahren also Tochter Beier, Schwiegersohn und die beiden Enkel zum Campingplatz, verbringen dort ein Wochenende und was passiert? Sie müssen zahlen. Nicht etwa eine kleine Nachgebühr für die Enkel, da der Stellplatz an sich für 2 Personen gemietet ist, sie aber mit 4 Mann angerückt sind. Nein, sie müssen die ganz normale Übernachtungsgebühr zahlen, für jeweils 2 Übernachtungen von 4 Personen. Und das, obwohl der Stellplatz bereits gemietet und bezahlt, der benutzte Wohnwagen Eigentum von Frau Beier ist.

Man kauft sich also einen Wohnwagen, mietet für 720,- € pro Jahr den passenden Stellplatz ( plus Strom und Wasser je nach Verbrauch ) und kann dann ohne weitere Gebühren im Wohnwagen seine Freizeit totschlagen. Schickt man aber seine eigenen Kinder auf den Campingplatz, dann zahlen die nochmal pro Übernachtung 2,50 € für jedes Kind und 4,10 € für jeden Erwachsenen ( erwachsen ist man ab 15 Jahren ). Natürlich zusätzlich zu dem, was man an verbrauchtem Strom und Wasser zahlt, den Duschmarken für Heißwasser und dem, was man im angeschlossenen Gastronomiebetrieb verzehrt. Wirklich verstehen kann ich das nicht, mir fällt da nur ein Wort ein: Schweinerei.

Sonntag, 26. Juli 2009

Danke für die Aufklärung.

Bisher dachte ich immer, Gegend* wäre für Alle da. Aber das stimmt wohl doch nicht, wie ich heute lesen durfte. Laut dieser Quelle hat ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes Braunschweig diesen Irrtum endlich aufgeklärt. Gegend, in Beamtendeutsch auch als "Öffentlicher Raum" bezeichnet, ist nur für den Transport da. Und zwar, ich zitiere mal "dem Transfer von Wohnung a zu Wohnung b, von Wohnung a zu Geschäft b oder von Geschäft a zu Geschäft b". Da wäre ich nie drauf gekommen, aber Sinn macht das schon irgendwie. Und dank dieser freundlichen Aufklärung wissen wir auch endlich, was in Braunschweig erlaubt, und was verboten ist. Der Besuch der Schule ist beispielsweise verboten, denn Schulen sind weder Wohnung noch Geschäft. Auch Fabriken dürfen nicht mehr besucht werden; Universitäten, Büros, Arztpraxen, Ämter, Flohmärkte, Gaststätten, Hotels, Sportveranstaltungen, Messen, Parks und Schwimmbäder sind ebenso tabu. Angeklagte freuen sich, denn sie dürfen nun weder vor Gericht erscheinen, noch ins Gefängnis. Aber wer erstattet schon Anzeige, wenn man nicht mehr zum Polizeirevier darf? Wäre sowieso sinnlos, denn die Polizisten dürfen auch nicht zum Revier, man würde also niemanden dort treffen. Warum auch, auf Streife dürfen die ja nicht mehr. Toll ist das natürlich für Falschparker. Denn die netten Strafzettelverteiler dürfen auch nicht mehr einfach so herumlaufen und das teure Kopfsteinpflaster zertrampeln.

Sie meinen, das klingt irgendwie blöd? Finde ich nicht, das ist sehr sinnvoll. Stellen sie sich doch mal vor welch ein Chaos es gegeben hätte, wären 1832 massenhaft langhaarige Chaoten in Hambach eingefallen, um dort wahllos zu feiern? Oder wenn 1989 in Leipzig plötzlich Leute an Montagabenden einfach so auf die Straße gegangen wären, einfach so? Natürlich waren diese Versammlungen damals erlaubt, denn 1832 wollten sich die etwa 30'000 Leute nicht einfach so treffen, die wollten ihre Oma besuchen, die einen Würstchenstand auf dem Hambacher Schloss hatte. Und die Leipziger wollten mal eben zum Bahnhof, Kippen holen. Daß die alle gleichzeitig auf den Gedanken gekommen sind, das war jetzt ein reiner Zufall. Ehrlich!





*Gegend ist innerhalb geschlossener Ortschafen, ausserhalb von Ortschaften spricht der Fachmann von Natur

Montag, 20. Juli 2009

Es gibt keine schlechte Werbung?

Die Sprüche kennen wir ja. Zur Genüge. Es gibt keine negative Publicity, es gibt keine schlechte Werbung. Aber stimmt das auch? Mal überlegen, vielleicht ist da nicht mehr dran als an Bauernregeln wie "Kräht der Maulwurf auf dem Mist, ändert sich 's Wetter oder bleibt wie es ist".

Nehmen wir mal eine richtig grottenschlechte Werbung von der Max Mustermann AG. Die verursacht Brechreiz beim Kunden, dürfte daher also schon wieder eine "gute", sprich erfolgreiche Werbung sein. Denn was Brechreiz auslöst, das merkt man sich. Und darum geht es ja, der Kunde soll sich z.B. die Max Mustermann AG merken. Weil man ja niemals bei Unbekannten einkauft. Aber. Genau, jetzt kommt ein Aber.

Der Kunde verbindet keine positiven Gedanken und Emotionen mit der Max Mustermann AG. Im Gegenteil. Kauft er trotzdem dort ein? Wenn nein, warum nicht? Ein guter Grund, die Max Mustermann AG wie die Pest zu meiden, wäre *Tusch* ihre Werbestrategie. Die sieht nämlich auf den Punkt gebracht, folgendermaßen aus:

Wir geben 2 Millionen € für eine Werbekampagne aus. Diese Werbekampagne soll beim Kunden Unwohlsein verurschen, damit dem Kunden die Werbekampagne und damit unser Firmenname im Gedächtnis bleibt. Die 2 Millionen € holen wir uns dann über den Verkauf zurück, die zahlt im Endeffekt der Kunde.

Klartext: Wenn ich jemanden angrinse und ihm dabei zwischen die Beine trete, dann wird er sich mein Gesicht merken. Da ich möchte, daß man sich mein Gesicht merkt, engagiere ich ein paar Schlägertypen. Die verkleide ich, damit sie so aussehen wie ich und lasse sie wahllos ihren Mitmenschen zwischen die Beine treten. Das Geld, das ich diesen Schlägern gezahlt habe, lasse ich mir dann von den Menschen zurückgeben, denen zwischen die Beine getreten wurde. Indem ich ihnen meine Waren einfach etwas teurer verkaufe.

Und jetzt wird es lustig, jetzt lege ich noch eins drauf: ich gehe einfach mal davon aus, daß meine Kunden dumm sind. Das unterstelle ich denen einfach mal. Warum? Weil ich sowas niemals machen würde, wenn ich damit rechnen müsste, daß meine Kunden dieses Prinzip verstehen und meine Firma künftig meiden. Und ich kann nur bei dummen Menschen davon ausgehen, daß sie dieses doch schon recht Prinzip durchschauen.

Jetzt stelle ich die Frage nochmal: gibt es schlechte Werbung? Ja oder nein?

Samstag, 18. Juli 2009

Arbeitsteilung?

Normalerweise finde ich Arbeitsteilung gut und sinnvoll. Aber man kann diese an sich sehr praktische Idee natürlich auch pervertieren. Indem man eine gemeinsame Aufgabe auf eine Person abwälzt, während die andere Person sich von dem Streß erholt. Den Streß hat sie natürlich nicht selbst, vielmehr verursacht sie ihn, indem sie ihren Teil der Last auf einen sowieso schon ausgelasteten Menschen abschiebt. Aber das steigert ja nur das Erholungsbedürfnis.

Es stimmt eben doch, erst in Extremsituationen lernt man Menschen richtig kennen. Egal welche Volksreden man vorher oder hinterher auch schwingen mag, wenn es kracht sieht man, wer wie reagiert. Manche springen in den Teich und retten das ertrinkende Kind, manche schubsen noch eine Oma aus dem Rollstuhl, um besser gaffen zu können. Und manche nutzen die Chance, um die anderen Badegäste zu beklauen. Aber das hat auch einen Vorteil: man bekommt massenhaft Stoff für Charakterstudien.

Dienstag, 14. Juli 2009

Im Norden nichts Neues.

Sorry Leute, heute gibt es keinen neuen Eintrag. Dafür hängt gerade privat und beruflich zu viel schief. Kurz, ich habe den Kopf nicht ansatzweise frei genug für ein paar sinnvolle Zeilen. In ein paar Tagen vielleicht...hoffentlich.

Freitag, 10. Juli 2009

Update, die 2.

Frau Müller ist zuhause. Ich bin gleich wie von der Tarantel gestochen zu ihr geflitzt, um nach meinem Paket zu fragen. Sie hat es nicht. Auch sonst keiner der Nachbarn. Ein paar Telefonate später hatte ich dann eine nette Mitarbeiterin von UPS am Hörer. Die fand das reichlich merkwürdig. Der Fahrer hatte Lieferung am Donnerstag angekündigt, das nicht eingehalten. Am Freitag lieferte er das Paket dann obwohl ich zuhause war bei den Nachbarn ab, die aber kein Paket bekommen haben. Wie auch, die waren nämlich nicht da. Eine Unterschrift existiert auch nicht, dafür aber ein stinksaurer Kunde. Sie versprach, sich darum zu kümmern, binnen einer Stunde sollte das aufgeklärt werden.

Knapp eine Stunde später kam dann auch ein Rückruf, diesmal von einer anderen netten Mitarbeiterin. Das Paket wurde bei meinem Nachbarn abgegeben, allerding snicht zuhause. Sondern an seinem Arbeitsplatz. Warum dann eingetragen wurde, daß es unter der Hausanschrift in die Privatwohnung geliefert wurde, konnte niemand beantworten. Es wusste auch niemand, wieso ein Fahrer lieber zur Firma des Nachbarn fährt, als zur Lieferanschrift. Es ist ja nicht so, daß hier ein riesiger Hund im Vorgarten wäre. Oder Tretminen im Gehweg.

Jetzt warte ich auf den Feierabend meines Nachbarn, damit ich hier endlich endlich weiterarbeiten kann. Und wehe, der hat das Paket auch nicht, dann drehe ich durch hier.

Upsdate.

Mein Paket, es ist da. Derzeit nur theoretisch, denn praktisch sehe ich es nirgendwo, aber es ist hier irgendwo in der Nähe. Hätte ich nicht mehr aus Spaß online nachgesehen, wo mein Paket derzeit rumdümpelt, ich hätte nicht gemerkt, daß es zugestellt ist. Bei mir war nämlich niemand. Dafür aber bei den Nachbarn. Natürlich, warum auch nicht. Wenn man ein Paket an den Herrn Meier liefern soll, dann gibt man das einfach bei der Frau Müller ab. Die wird sich dann schon beim Herrn Meier melden. Und klar, die Frau Müller nimmt das Paket auch an. Eigentlich komisch, denn würde der normale Briefträger ihr einen Stapel Briefe in die Hand drücken, damit sei die an die Nachbarn verteilt, na dem würde sie aber was husten!

Fail.

Sie haben es nicht geschafft. Trotz der schriftlichen Ankündigung, irgendwann am Donnerstag mein Paket anzuliefern, tauchte gestern kein UPS Bote auf. Auf meine Nachfrage per Mail kam bisher auch keine Reaktion und anrufen werde ich die bei den Preisen bestimmt nicht. Ich habe mir keine Telefonflat zugelegt, um mich dann an sogenannten Mehrwertnummern dumm und dämlich zu bezahlen.

Das bedeutet für mich, daß der gestrige Tag für die Katz war. Auf Abruf herumgesessen bis 20 Uhr und doch nichts gewesen. Heute kann ich wieder herumsitzen. Auf Abruf. Bis 20 Uhr. Falls der gnädige Herr Packerltäger doch noch irgendwann vorbeizukommen geruht. Allerdings muss ich heute auch nochmal weg. Das geht nicht anders. Mein Leben besteht nicht nur aus Freizeit, die ich mit Warten verbringen kann. Garantiert wird Godot, respektive der Paketbote, genau in diesen paar Minuten auftauchen. Und wieder abhauen. Irgendwann nächste Woche dann, werde ich knapp 35km zum Verteilerzentrum fahren müssen. Um mein Paket selbst abzuholen, weil es nicht zustellbar ist. Ich bin ja nie zuhause. Aber dann werde ich das Paket nicht mehr brauchen. Dann haben mir nämlich meine Kunden den Stinkefinger gezeigt und ihre Bestellungen storniert.

Dann habe ich mehrere Tage damit vergeudet, auf einen Ninjaboten zu warten und für etwa 7,-€ Benzin verfahren. Außerdem habe ich einen hübschen Gewinnausfall und teure Ware eingekauft, die ich jetzt doch nicht weiterverkaufen kann.

Ich bin wirklich etwas angesäuert. Ist ja auch nicht die erste Lieferung, die schiefgeht. Sonst bekomme ich meine Sachen mit der Post oder DHL. Klappt wunderbar. Mit UPS ist das jetzt die 2. Sendung, und keine kam vernünftig an. Nummer 1 wurde einfach wortlos beim Nachbarn vor die Tür gestellt, Nummer 2 ist keine Ahnung wo. 100% Fehlerquote bisher, das nenne ich mal FAIL.

Donnerstag, 9. Juli 2009

Oh, wie ich es hasse.

Wirklich ich hasse es. Nicht mögen reicht mir da nicht. Worum es geht? Um, und das reimt sich dann wenigstens, ein Paket. Darauf warte ich, denn es ist ziemlich dringend. Ich brauche das Paket, um selbst ein paar Pakete zu packen, die ich dann an Kunden verschicke. Die ihrerseits auch schon warten. Am Montag ging mein Paket laut Aussage meines Lieferanten in den Versand. Am Mittwoch kam es an, leider zu einem ungünstigen Zeitpunkt. 30 Minuten war niemand da, genau in diesen 30 Minuten kam der wackere Paketbote. Er hätte es so machen können wie letztes Mal, da legte er das Paket einfach unter die Holzbank vor der Tür. Vor der Tür des Nachbarn, wohlgemerkt. Diesmal warf der Paketbote einen Zettel in den Briefkasten, daß er da war. Ich aber nicht. Er kommt dann am Donnerstag nochmal, also heute. Diesen Zettel stopfte er sogar in den richtigen Briefkasten, ich bin erstaunt.

Nur mit Donnerstag wird das scheinbar nichts, der Donnerstag ist schon bald vorbei, und weit und breit nichts von einem dieser charakteristischen braunen Lieferwagen zu sehen. Hier war extra den ganzen Tag jemand auf Abruf an der Haustür, damit der arme Bote nicht wieder unverrichteter Dinge abziehen muß. Und dann taucht der Knilch einfach nicht auf. Ernsthaft, da könnte ich aus der Haut fahren. Wir hätten hier echt Besseres zu tun, als den ganzen Tag auf einen Päckchenträger zu warten. Und unsere Kunden werden auch irgendwann mal sauer, die wollen nicht ewig auf ihre Ware warten.

Die Onlineverfolgung hilft mir nicht weiter, dabei bekomme ich nur mir schon bekannte Informationen. Ein Zustellversuch gescheitert, ist weiterhin im Versand. Telefonisch könnte man vielleicht noch was erfahren, aber leider leider gibt es da nur eine ziemlich teure Servicenummer. Bis ich da aus der Warteschleife raus bin habe ich dann so viel Geld vertelefoniert, daß ich an der ganzen Sache keinen Gewinn mehr mache. Und rein aus Jux und Tollerei betreibe ich den Handel nicht, ein klein wenig Geld möchte ich schon sehen für die Arbeit die ich da mache.

Ich hasse sowas. Wirklich.

Freitag, 3. Juli 2009

Ich tu es schon wieder.

Ich wollte das nicht, aber es lässt mir doch keine Ruhe. Ich schreibe schon wieder über den Unsinn, den unsere Damen und Herren Volksvertreter von sich geben. Ja, ich weiß. Ich wollte über meine Schreiberei erzählen, über die Freuden, Nöte und Sorgen eines vom Erfolg verhöhnten Autors. Gut, verhöhnt trifft es derzeit nicht, ein paar gute Kritiken habe ich ja doch wegstecken dürfen. Aber ich sitze schon wieder am virtuellen Stammtisch.

Warum auch nicht, es geht ja schließlich um Datenschutz, Urheberrechte, Freiheit und das Internet. Dinge, die mich etwas angehen. Dinge, mit denen ich zum Teil meine belegten Brötchen verdiene. Also darf ich auch mal über faktenresistente Politkasper meckern, das gehört dann zur Kategorie Alltagssorgen.

Man stelle sich vor, ein Land. Es ist ein schönes Land, denn alles ist genauestens geregelt und was erlaubt und was verboten ist, steht niedergeschrieben ind dicken Büchern. Die Menschen sind fröhlich und gebildet, verrichten ihr Tagwerk und gehen hernach daran, allerlei gute, nützliche oder zumindest spaßige Dinge zu tun.

-Jugendliche kaufen sich Schallplatten, kopieren die Musik auf handlichere Kassetten und hören diese unterwegs und auf Parties. Niemand stört sich daran.

-Musiklehrer kopieren Noten und Liedtexte, verteilen sie an ihre Schüler und singen dann mit ihnen gemeinsam. Niemand stört sich daran.

-Studenten drücken ihre hohe Bildung aus, indem sie ab und zu weise Männer zitieren. Niemand stört sich daran.

-Stammtischbrüder treffen sich regelmässig in ihrem Lieblingswirtshaus und schwadronieren über Sport, Politik, die Wirtschaft und allerhand sonstige Themen. Niemand stört sich daran.

-Kinder schnallen sich Spielzeugrevolver um und jagen einander über Stock und Stein. Niemand stört sich daran.

-Menschen verkaufen ihren alten Plunder auf dem Flohmarkt, ganz ohne Gewerbescheine oder Steuerbescheinigungen. Niemand stört sich daran.

-Menschen gehen über die Straße mit nichts als ihrem Gesicht dabei. Niemand kann ein Jahr später sagen, wer genau wann wo herumspaziert ist. Niemand stört sich daran.

-Menschen dürfen einfach so verkünden, daß ihnen das Wetter gefällt. Niemand stört sich daran.


Nun stelle man sich vor, ein anderes Land. Jedoch ist dies kein schönes Land, denn nichts ist geregelt. Es gibt keine Gesetze, jeder macht was ihm gerade einfällt und allerorten herrscht die blanke Anarchie.

-Jugendliche kaufen sich CDs, kopieren die Musik auf ihre Computer und hören sie unterwegs oder unterlegen ihre Homepage damit. Sie werden angezeigt, da sie Musik nicht kopieren dürfen, öffentlich vorführen schon dreimal nicht. Man stört sich daran.

-Musiklehrer stellen Noten und Liedtexte auf ihre Homepage, damit ihre Besucher die Lieder zuhause singen können. Sie werden angezeigt wegen Verstoß gegen das Urheberrecht. Man stört sich daran.

-Studenten drücken ihre hohe Bildung aus, indem sie in ihren Blogs ab und zu weise Männer zitieren. Sie werden abgemahnt, da sie gegen das Urheberrecht verstoßen. Man stört sich daran.

-Internetnutzer treffen sich in Foren und schwadronieren über Politik, Sport, die Wirtschaft und allerhand sonstige Themen. Die Forenbetreiber werden abgemahnt, wenn einer der Nutzer eine falsche Meinung hatte oder versehentlich jemanden zitiert hat. Man stört sich daran.

-Jugendliche schnallen sich ihre Mäuse um und jagen einander über virtuelle Stöcke und Steine. Man verbietet ihre Treffen und verunglimpft sie als Killerspieler, Nachwuchsamokläufer und Möchtegernterroristen. Man stört sich daran.

-Menschen verkaufen ihren alten Plunder bei ebay. Sie werden abgemahnt, da sie keine wasserdichte AGB haben und man ihnen einfach mal unterstellt, sie würden das gewerblich in der Größenordnung eines internationalen Konzerns betreiben. Man stört sich daran.

-Menschen bewegen sich durchs Internet. Ihre Daten werden gespeichert, damit man später auch genau nachvollziehen kann, wer wann wo gewesen ist und was er da getan hat.

-Menschen dürfen eine Homepage erstellen. Sie dürfen dort auch gerne verkünden, daß ihnen das Wetter gefällt. Solange diese Menschen auf ihrer Homepage ein Impressum haben, aus dem jeder Psychopath in 2 Minuten den Namen, die komplette Anschrift, Telefonnummer, Kontonummer, Blutgruppe, Konfektionsgröße und Geburtsdatum erfahren kann, ist das erlaubt. Wenn nicht, werden sie abgemahnt. Man stört sich daan.



Jetzt mal ganz unter uns. Mir scheint fast, nirgendwo bekommt man so leicht so teuren Ärger mit unserem Paragrafendschungel, als im Internet. Wer da noch das Internet als rechtsfreien Raum bezeichnet, der hat wohl ganz vergessen, sich vorher zu informieren. Oder er ist dumm. Oder er lügt. Oder alles zusammen.