Samstag, 19. Dezember 2009

Spam oder Nichtspam, ist das eine Frage?



Einigen wir uns mal auf die Definition von Wikipedia, ich zitiere.

"Als Spam [spæm] oder Junk (englisch für ‚Abfall‘ oder ‚Plunder‘) werden unerwünschte, in der Regel auf elektronischem Weg übertragene Nachrichten bezeichnet, die dem Empfänger unverlangt zugestellt werden und häufig werbenden Inhalt haben."

Es handelt sich also meist um Werbung, ausschlaggebend ist jedoch die Tatsache, daß diese Werbung unerwünscht und vom Empfänger als störend betrachtet wird. Damit haben wir es eigentlich auch schon, aber für manche Werbetreibenden fängt das Problem hier erst an: wo nämlich liegt die Grenze zwischen dankbar aufgenommener Werbung oder wenigstens ignorierter Werbung und als störend empfundenem Spam? Und genau hier, wo der Punkt so munter springt, genau hier gibt es keine Formel. Das Empfinden ist von Mensch zu Mensch verschieden, was dem einen sin Uhl, ist dem andern sin Nachtigall.

Allerdings gibt es ein paar Faustregeln, auf die relativ viele Menschen ansprechen. Nicht alle, aber doch immerhin etliche Menschen empfinden Botschaften dann als Spam, wenn sie einige oder alle der unten genannten Kriterien, auf Twitter zugeschnittenen Kriterien erfüllen.

Werbemedium
Werbung wird besonders dann schneller als störend empfunden, wenn man als Empfänger Arbeit mit der Entsorgung hat. Das gilt für den Briefkasten und für Mailkonten aber auch für Webseiten und Foren, die man erst nach der Eliminierung von Werbebannern wirklich sieht. Ebenso wird es als störender empfunden, wenn die Werbung für den Werbenden gratis ist und mit der Werbung nichts finanziert wird, was dem Empfänger nutzt. Radiowerbung, mit der - zumindest zum Teil - der eigene Lieblingssender finanziert wird ist daher weniger störend, als es beispielsweise ein Lautsprecherwagen vor dem Haus wäre. Accounts bei Twitter sind kostenlos, man kann daher mit geringsten Mitteln massiv Werbung betreiben - und dementsprechend schnell als Nervensäge negativ auffallen.

Werbehäufigkeit
Hier muss man unterscheiden, von welchem Werbemedium wir sprechen. Ein Fernsehkanal, dessen einziger Inhalt Teleshopping und somit Werbung ist, wird gezielt wegen diesem Inhalt eingeschaltet. Der Empfänger möchte also Werbung sehen. Eine Zeitung allerdings wird wegen der Nachrichten vom Vortag gelesen, hier fallen überdimensionale Werbeblöcke schnell unangenehm auf. Dienste wie Twitter sind schnell unbenutzbar, wenn man den unterhaltsamen Smalltalk, wegen dem man eigentlich angemeldet ist, zwischen all den Werbetweets nicht mehr findet.

Werbende
Es gibt auf Twitter sicher mehr für Werbung erstellte Accounts als "richtige" Accounts, man dürfte also selbst nicht so schnell auffallen und als Spammer eingeordnet werden. Falsch. Bedenkt man, daß jeder Twitterer selbst die Accounts auswählt, denen er folgt, dann wird schnell klar, daß "echte" Accounts nur wenige bis keine Werber in ihrer Liste haben. Bei ungepflegten Accounts und Spamaccounts sieht das anders aus, dort liest allerding auch niemand wirklich mit; die schönste Werbebotschaft verhallt ungehört.

Werbehäufigkeit
Je häufiger man seine Produktinformationen unters Volk bringt, desto eher bleibt die Botschaft hängen. Und desto schneller geht man dem Empfänger auf die Nerven. Besonders negativ fallen Werbetweets auf, die in zeitlich kurzen Abständen gesendet werden. 10 Tweets, über den Tag verteilt werden vielleicht noch hingenommen, während die gleichen 10 Tweets innerhalb einer Stunde als Spam empfunden werden. Natürlich hängt das auch stark vom Inhalt der Werbung ab, abwechslungsreiche und unterhaltsame oder wenigstens informative Werbetweets werden eher toleriert als trockene Werbung.

Werbedichte
Die Werbedichte ist das Verhältnis von Tweets mit Werbeinhalten und Tweets mit neutralen Inhalten. Ist die Werbedichte zu hoch, wird man als Spammer empfunden. Hier kommt es natürlich auch stark auf das Produkt an. Bewerbe ich eine Zeitung, indem ich Schlagzeilen mit weiterführendem Link twittere, dann gilt mein Tweet eher als nützliche Informationsquelle. Obwohl ich mit jedem meiner Tweets Werbung für meine Zeitung mache. Hat man aber nicht das Glück, ein Nachrichtenportal zu bewerben, dann sollte man zwischen seine Werbebotschaften auch ganz normale Tweets packen, die dann allerdings frei von direkter Werbung sein sollten.

Werbeinhalte
Wie schnell eine Werbung als störend empfunden wird, hängt natürlich auch von der Werbung selbst ab. Verpackt man seine Werbung in witzige, unterhaltsame oder nützliche Tweets, dann wird der idealerweise dezente Werbehinweis kaum als Werbung wahrgenommen und toleriert. Packt man seine Werbung allerdings in trockene, möglicherweise nichtssagende Tweets, die dann auch noch ohne Variationen wiederholt werden, hat man schon verloren. Beispiele gefällig?

Ganz schlecht:
@Dumpflaberer
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Schlecht:
@Powerwerber
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Gut:
@Bibliothekar
Da wollte ich im Büro eigentlich die Sonne geniessen und an der Buchführung arbeiten und stehe doch wieder den halben Tag im Lager und packe Bestellungen ein. Menno.


Beworbenes Produkt
Natürlich landet man auch sehr schnell auf dem Bauch, wenn man totalen Bullshit bewirbt. Hat man kein gutes Produkt, dann hat man auch keine zufriedene Kundschaft. Und keine wirklichen Argumente dafür, das Produkt zu kaufen. Daher sollte man es lieber gleich komplett unterlassen, seine E-Books mit dubiosen Geschäftsmodellen anzupreisen, Downloadseiten mit versteckten Abofallen zu bewerben oder nicht wirklich funktionierende Schneeballsysteme an den Mann zu bringen.

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