Mittwoch, 17. Februar 2010

Es war einmal.

So beginnen Märchen, und so beginnt auch eine leider nur zu wahre Geschichte. Es war einmal, vor langer Zeit, da erfanden kluge Menschen das Kabelfernsehen. Andere, scheinbar weniger kluge Menschen, boten dies dann dem begeisterten Volke feil. Mit Aktenkoffern und Klemmbrettern durchwanderten sie die Lande, befragten das Volk nach seiner Meinung und verteilten gar herrlich bunte Werbebroschüren. Das Volk war ganz aus dem Häuschen, sollten doch bald vielerei private Fernsehsender durch ein magisches Kabel in eben jenes Häuschen übertragen werden, gleich wie durch des Zauberers Hand. Doch nachdem die Männer mit ihren Aktenkoffern, Klemmbrettern und den Unterschriften aller Anwohner auf hübsch anzuschauenden Formularen wieder von dannen gezogen waren, geschah nichts. Ein Jahr ging ins Land, ein weiteres Jahr, noch ein Jahr und als endlich der Jahre 5 vergangen waren, tauchten die Männer wieder auf. Mit freudigen Gesichtern verkündeten sie, daß es nun nicht mehr lange dauern möge, bis des Baggers Schaufel die frisch asphaltierten Straßen aufreissen und fleissige Hände jenes magische Kabel verlegen würden. Doch das Volk zuckte mit den Schultern, winkte kollektiv ab und begab sich wieder auf die heimischen Sofas. Wo es seit Jahren schon vielerlei private Fernsehsender empfing, über parabolische Antennen. Und das ganz ohne monatliche Gebühren, wie die Männer mit dem Kabel sie verlangten.
Und so kam es, daß die Straßen zwar für teuer Geld aufgerissen und Kabel verlegt wurden, diese Kabel jedoch bis heute ungenutzt dort liegen.

Das klingt merkwürdig? Genau das hat sich aber, das muss in den späten 80ern gewesen sein, in meiner damaligen Heimatstadt abgespielt. Und derzeit spielt sich etwas ähnliches wieder ab, in meiner jetzigen Heimatstadt. Nur geht es dabei nicht um Fernsehkabel, sondern um Datenleitungen. Nachdem man die gesamte Ortschaft jahrelang vertröstet hat, wurde zwar endlich eine Verbindung zur Datenautobahn gelegt, die erweist sich jedoch zunehmend als verstopfter Feldweg voller Schlaglöcher. Die Pausen zwischen den Tagen, an denen schlicht "nichts mehr geht" werden immer kürzer und nicht nur wir sind mittlerweile einfach nur noch genervt. Natürlich ist es nicht geplant, diesen Zustand zu ändern. Oder wenigstens die Preise anzugleichen. Denn an sich sollte man durchaus erwarten dürfen, daß man, wenn man bestenfalls 1/3 der Leistung erhält, auch nicht mehr als 1/3 des Preises bezahlt. Aber weit gefehlt, man ruht sich scheinbar lieber auf den imaginären Lorbeeren aus. Never touch a running system und when it not runs, do so als ob it würde. Warum auch nicht, die Kunden zahlen und man hat keine Arbeit damit. Aber ich möchte fast wetten, wenn in ein paar Jahren eine andere Technologie marktreif wird, wenn man zuverlässig und günstig eine schnelle Verbindung über Satellit, Handynetz oder Stromnetz bekommen kann, dann sind hier auf einen Schlag geschätzte 600 Kunden weg. Und dann legt man neue DSL Leitungen. Aber dann braucht sie keiner mehr. Und will sie auch nicht.

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