Sonntag, 25. Juli 2010

Zu warm, zu kalt, zu laut, zu leise.

 

Manchmal frage ich mich, ob sich Leute nicht viel mehr aus Reflex beschweren, als dass sie dafür wirklich Gründe hätten. Mir fällt auch und gerade in sozialen Netzwerken auf, dass einige Menschen permanent jammern, während es ihnen doch eigentlich ausgezeichnet gehen sollte. Sie haben Arbeit, verdienen dort auch gut und totschuften müssen sie sich auch nicht. Sonst hätten sie ja wohl kaum Zeit, sich nebenher zu beschweren. Und das über Stunden hinweg. Im klimatisierten Büro ist es ihnen mit 23°C viel zu warm, der Firmenrechner ist zu langsam und ihr iPhone 4 hat einen schlechten Empfang. Außerdem ist der Zweitwagen, das Motorrad, der Hubschrauber oder die Yacht kaputt, womit soll man denn jetzt nach dem harten, bis zu 4-stündigen Arbeitstag total sinnlos durch die Gegend bolzen?

Hallo? Geht’s denn noch? Fragt doch mal jemanden, der seinen Sommer als Hilfsarbeiter in einer Fabrik verbringt. Den umwehen lockere 40°C, und dabei muss er auch noch arbeiten. Also körperlich. In schwerer Schutzkleidung. Den ganzen Tag lang. Der hat keine Zeit, sich zu beschweren. Möglichkeit auch nicht. Da steht kein Computer. Und ein sauteures Handy mit Datenflat kann er sich auch nicht leisten. Der kann froh sein, wenn er mit seinem Lohn wenigstens die Grundbedürfnisse abdecken kann. Miete, Strom, Lebensmittel. Da bleibt nichts über für sinnloses Spielzeug.

Wirklich lustig finde ich daran folgendes: wer da jammert, das sind meist Kerle. Die gleichzeitig ganz cool und maskulin wirken wollen. Man lasse es sich auf der Zunge zergehen: jemand heult wegen Nichtigkeiten herum wie ein kleines Mädchen und gibt dabei den James Bond. Herrlich, oder?

So. Und jetzt arbeite ich weiter an meinen Texten, gebe mich cool und heule herum, weil der Kaffee alle ist.

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